Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt, leitender Zahnarzt und Implantologe des Carree Dental in Köln, nennt die hartnäckigsten Fehlinformationen aus jahrelanger Praxis.

Kräftig putzen reinigt die Zähne am effektivsten

Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt: Kräftiges Putzen bewirkt eine Rückbildung des Zahnfleischs – und damit des Schutzmantels der Zähne. Das wichtige Zahnbein wird ebenfalls abgetragen, dies führt zu offenen Kanälen! Diese Behauptung ist damit Falsch.
Effektiver ist es, kreisförmig und eher sanft zu putzen. Bestens geeignet sind elektrische Zahnbürsten. Diese kontrollieren den Druck. Sie geben ein Signal bei zu festem Aufdrücken beim Putzen.

Bei Karies muss in jedem Fall gebohrt werden

Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt: „Stimmt nicht. Vermehrt empfehlen Zahnärzte die sanfte Methode Infiltration. Mit Ätzgel werden die entsprechenden Stellen aufgeraut. Diese Methode ist vor allem bei Angstpatienten wie auch Kindern eine Alternative. Die Vorgehensweise empfiehlt sich bei leichter Karies. Bei starker Karies reicht diese Alternative nicht aus.

Nach jedem Essen ist Zähneputzen Pflicht

Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt: „Auf keinen Fall. Wenn säurehaltige Lebensmittel wie Obst oder Limonade zuvor verzehrt wurden, empfiehlt es sich, die Zähne eine halbe Stunde später zu putzen. Durch die Säure ist das Zahnfleisch besonders angreifbar und empfindlich. Nach einer halben Stunde wird der Zahnschmelz durch den Speichel wieder mit einer Schutzschicht bezogen. Der Zahnschmelz ist dann wieder gut geschützt und das Putzen ist bedenkenlos für den Zahnschmelz.

Parodontitis schadet nur den Zähnen

Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt: „Sicherlich. Ein unsorgfältiges Putzen der Zähne führt zu Bakterien im Mundraum, die wiederum vermehren sich schlagartig und es kommt zu erheblichen Zahnfleischentzündungen. Und schließlich führt dies zu einer gefährlichen Parodontitis! Die Entzündungsherde können die Keime in die Blutbahn führen. Dies kann eine Gefäßverkalkung mitsichtragen. Die Folge kann ein Herzinfarkt sein. Diese Auswirkungen können im schlimmsten Fall aus einer Parodontitis stammen. Regelmäßige Zahnpflege verhindert schlimme Konsequenzen.“

Die perfekte Pflege wird durch regelmäßiges Putzen erreicht

Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt: „Nein. Nur Dreiviertel der Reinigung erziele ich durch das Zähneputzen. Und dies betrifft nur die Oberfläche. Karies entsteht meistens in den schwer zugänglichen Zwischenräumen. Diese werden am besten mit Zahnseide gereinigt. Idealerweise ist das Reinigen der Zwischenräume nach jeder Mahlzeit empfehlenswert.

Zähneknirschen ist nicht bedenklich

Dr. Jochen H. Schmidt: „Doch. Die Kräfte, denen die Zähne ausgeliefert sind, sind enorm: mehr als 100 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Zehnmal mehr als bei einem normalen Kaudruck. Sehr viel Belastung für die Zähne und nicht ohne Folgen. Kopfschmerzen und Nackenschmerzen wie auch Entzündungen der Gelenke im Kiefer sind Schäden durch das kontinuierliche Zähneknirschen. Mit Kunststoffschienen, die nachts getragen werden, kann man diesen Folgen entgegenwirken.

Dem unangenehmen Löffelabdruck kann sich keiner entziehen

Dr. Jochen H. Schmidt: „Jetzt schon. Der neue Oralscanner wird mittlerweile oft eingesetzt. In kurzer Zeit werden digitale Aufnahmen erstellt. Der unangenehme Würgereiz bleibt aus. Der Scanner gibt genauen Einblick über die betroffenen Stellen. Leider ist dies bei Implantaten/Teilprothesen nicht möglich.

Zahncremes zur Zahnaufhellung bringen Erfolge

Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt: „Nur bedingt. Oberflächlich werden mit den Zahncremes Rückstände von Tee oder Kaffee entfernt, die Zahnfarbe lässt sich aber nicht effektiv aufhellen. Es wird sogar zur Vorsicht geraten. Einige Zahncremes sind sehr aggressiv und wirken wie Schleifpapier, d. h. sie können Zahnschmelz und Zahnfleisch angreifen. Haben die Pasten einen RDA-Wert (dieser gibt die Abrasionsstärke an) von über 100 sind diese eher bedenklich. Nur ein professionelles Bleaching ist die effektvollste Art, zu einem weißen und gesunden Lächeln zu kommen.

Ein Apfel ersetzt das Zähneputzen

Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt: „Leider nicht. Der Effekt ist eher gering und nur oberflächlich. Ersetzen kann der Apfel die regelmäßige Zahnpflege nicht. Vitaminreich und gesund ist der Apfel allemal.

Karies ist vererbbar

Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt: „Nicht richtig. Genetisch bedingt, wie sehr viele Menschen zu Glauben wissen, ist Karies eben nicht. Karies ist eine Infektionskrankheit. Also ansteckend und nicht vererbbar. Es ist daher ratsam, die Übertragung auf Babys zu vermeiden. Sprich: Nicht den Löffel des Babys ablecken! Und auf sorgfältige Zahnpflege achten. Der Nachwuchs wird vor frühzeitiger Ansteckung geschützt.

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