Putzen wir unsere Zähne nur oberflächlich und unregelmäßig, so drohen nicht nur unseren „echten“ Zähnen Karies und Parodontitis: Auch künstliche Zahnwurzeln können sich entzünden, was in vielen Fällen zum Implantatverlust führt.
Dr. Jochen H. Schmidt, leitender Zahnarzt und Implantologe des Kölner Carree Dental, erklärt, wie es zu einer Periimplantitis kommen kann, wie diese behandelt wird und was vorbeugend hilft.
10 Fragen zum Thema Periimplantitis
Herr Dr. Schmidt, was ist eigentlich eine Periimplantitis?
Das ist eine chronische bakterielle Infektion, die ähnlich einer Parodontitis verläuft. Sie greift nicht nur das Zahnfleisch an, sondern kann auch Bereiche des Kieferknochens schädigen. Es drohen Knochenabbau und Verlust des Implantats.
Wodurch entsteht eine Periimplantitis?
Auslöser sind bakterielle Beläge zwischen Implantat und Zahnfleisch. Diese führen zu starken Entzündungen des Zahnfleischs und der Schleimhaut rund um das Implantat sowie erheblichen Kieferknochendefekten. Unbehandelt kann das Implantat durch den Knochenschwund verloren gehen.
Ist nur unzureichende Zahnhygiene der Auslöser?
Nein, aber Hauptursache. Neben unzureichender Mundpflege fördern auch Rauchen, Stress, hormonelle Veränderungen, Medikamente sowie andere Faktoren diese Erkrankung. Ursache können aber auch zahnärztliche Fehler sein, etwa durch unzureichenden Knochenaufbau zuvor oder Fehlplanungen bei der Anordnung der Implantate. Deshalb ist es wichtig, einen erfahrenen und speziell ausgebildeten Implantologen aufzusuchen.
Wie behandelt der Arzt eine Periimplantitis?
Zunächst müssen natürlich die entzündungsauslösenden Keime aus den Implantatoberflächen entfernt werden. Dafür gibt es spezielle Geräte oder Pulverstrahl-Methoden. Außerdem werden die Oberflächen geglättet, um zu verhindern, dass sich dort Bakterien erneut leicht festsetzen können. Verbliebene Bakterien werden durch Spüllösungen oder Laser vernichtet.
Und was hilft bei fortgeschrittener Erkrankung?
Bei fortgeschrittener Erkrankung ist oft ein Antibiotikum erforderlich. In schweren Fällen bleibt zudem häufig nur der Knochenaufbau durch einen chirurgischen Eingriff. Knochendefekte werden dabei mit Eigenknochen oder Knochenersatzmaterial wieder aufgefüllt.
Wie erkennt der Zahnarzt eine Erkrankung?
Eine Periimplantitis ist mit einer die natürlichen Zähne bedrohenden Parodontitis vergleichbar. Beide Formen sind im Anfangsstadium sehr gut zu therapieren. Das Problem: Da diese Entzündung, verursacht durch Keime aus dem Zahnbett, keine Schmerzen verursacht, ist eine frühzeitige Diagnose schwierig. Röntgenbilder und spezielle Analysetests können dem Zahnarzt zeigen, ob ein Abbau von Gewebe und Knochen vorliegt bzw. ob ein gesteigertes Risiko besteht.
Was bringt die frühzeitige Erkennung?
In diesem Fall lässt sich durch gezielte Behandlung eine fortschreitende Zerstörung des Knochens verhindern. Deshalb empfehle ich regelmäßige Röntgenuntersuchungen zur Früherkennung.
Perriimplantitis ist heilbar?
Eine Periimplantitis ist irreversilbel, aber die Entzündung kann unter Kontrolle gebracht und weiterer Knochenverlust verhindert werden. Dafür müssen aber die Ursachen, in den meisten Fällen eben eine ungenügende Mundhygiene, behoben werden. Außerdem sind kontinuierliche Kontrollen erforderlich, um einen Rückfall gegebenenfalls frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Wie häufig ist diese Erkrankung?
Neuere Studien gehen davon aus, dass mindestens jeder dritte Implantatträger nach etwa zehn Jahren betroffen ist.
Wie kann ich mich als Patient schützen?
Neben einer guten Zahnhygiene und professionellen Zahnreinigungen ist die regelmäßige zahnärztliche Kontrolle des Implantates durch erfahrene Spezialisten äußerst wichtig.