Die „Parodontitis“ ist ein aus zwei griechischen Worten zusammengesetzter Begriff: „παρά“ (dt. „neben“) sowie ὀδούς (dt. „Zahn“).
Damit wird eine Entzündung im Mundraum beschrieben, die zu irreversiblen Beschädigungen am „Parodontium“ – also dem Zahnhalteapparat – führt und unbehandelt sogar einen Zahnverlust bewirken kann.
Verlauf einer Parodontitis-Erkrankung
Ein einziger Milliliter Ihres Speichels enthält schätzungsweise 60 Millionen Bakterien. Solange Ihr Zahnfleisch gesund ist und so eine undurchdringbare Manschette formt, finden diese Bakterien keinen Weg in Ihre Blutbahn – also keine Gefahr für Zähne und Zahnfleisch. Entsteht jedoch Plaque auf den Zähnen oder an den Zahnfleischtaschen so finden die Bakterien einen ersten Halt. Bildet sich bakterieller Zahnstein, so sollten Sie auf jeden Fall eine professionelle Zahnreinigung – kurz: PZR – in Erwägung ziehen. Ansonsten drohen Entzündungen und schlimmstenfalls Knochen- und Gewebsrückbildungen, die mit Zahnverlust einhergehen.
Addieren Sie alle Wundflächen einer ausgewachsenen Parodontitis, so kommen Sie auf eine Gesamtfläche, die in etwa mit der Größe einer Handfläche gleichzusetzen ist. Die Folgen beeinträchtigen den gesamten Organismus:
✔ Diabeteserkrankungen
✔ Atemwegserkrankungen
✔ Herzkreislauferkrankungen (Herzmuskelentzündungen, Arteriosklerose, Infarkte)
✔ Frühgeburten
Wert und Nutzen der Früherkennung
Um eine Parodontitis möglichst in ihren ersten Stadien zu bemerken, sollten die Symptome bekannt sein. Diese lassen sich wie folgt einstufen:
✔ Phase 1: leichte Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
Schwillt Ihr Zahnfleisch an und verfärbt sich dessen Farbe von einem Blassrosa zu Tiefrot, so könnte es sich bereits um eine Gingivitis handeln. Eine solche Zahnfleischentzündung geht häufig auch mit einem vermehrten Zahnfleischbluten einher.
Das Immunsystem läuft bereits auf Hochtouren und noch können Sie dieses allein durch eine sorgfältige Zahnpflege optimal unterstützen. Hier empfiehlt sich die bereits erwähnte PZR, um auch die hartnäckigen Beläge zu entfernen, die den parodontalen Bakterien Halt bieten.
Bestenfalls bilden sich alle Symptome schnell wieder zurück – lange bevor es zum Knochenabbau hätte kommen können.
✔ Phase 2: Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis)
Liegen bereits ernsthaftere Erkrankungen bzw. Entzündungen am Zahn und Zahnhalteapparat vor, die Ihre Immunabwehr überfordern, so sollten Sie bereits von einer Karies, einer apikalen Parodontitis (Entzündung der Wurzelspitze) oder einer marginalen Parodontitis (Entzündung am Zahnfleischsaum) ausgehen. Ihr Körper befindet sich in höchster Alarmbereitschaft:
Er wird nun alle Maßnahmen ergreifen, um die Entzündung zu beseitigen – ohne Rücksicht auf Verluste. Diese Verluste beziehen sich in erster Linie auf das befallene Gewebe und den in Mitleidenschaft gezogenen Knochen. Das erkrankte Parodontium bildet sich zurück, es wird zersetzt. Dabei entstehen kleine Kristalle, die sich als klebrige Ablagerungen an den freigelegten Zahnhälsen festsetzen und hier erneut zu einem gern genutzten Lebensraum für die Bakterien werden. Wird die Ursache nicht schnellstmöglich durch Behandlungsmaßnahmen der Parodontologie beseitigt, so haben Sie schon bald unter wesentlich mehr Konsequenzen als „nur“ der schmerzhafte Wunde im Zahnbett zu leiden.
Behandlungsmaßnahmen
Früher musste der Zahnarzt zu drastischen Maßnahmen greifen und die entzündeten Wunden herausschneiden. Die Fortschritte der zahnmedizinischen Forschung und Entwicklung erlauben inzwischen allerdings weit schonendere Behandlungsmaßnahmen.
So wird das befallene Zahnfleisch zunächst schonend, aber gründlich gereinigt. Diese Reinigung erfolgt in minimalen Schritten und in mehreren Sitzungen, sodass sich die erkrankte Zahnfleischtasche mehr und mehr zu schließen vermag. Mehrere Sitzungen der professionellen Zahnreinigung vermeiden ein Wiederaufreißen der erst sehr frisch verheilten Wunde. Messungen der Knochen- und Zahnfleischtaschen ermitteln die noch bestehende Tiefe, um so den Erfolg einer Behandlung sichtbar zu machen. Sollten weitere Maßnahmen notwendig sein, so setzt die eigentliche Parodontitis-Therapie ein:
1. Der Zahnarzt setzt die Betäubung.
2. Sobald der Patient keine Schmerzen mehr empfindet, werden verbliebene Konkremente entfernt.
3. Oberflächliche Entzündungen werden ausgeschält.
4. Eventuell sind weitere operative Maßnahmen notwendig, um Knochen und Gewebe wieder aufzubauen.
Wie hoch ist das Risiko, erneut an der Parodontitis zu erkranken?
Sehr wenige Patienten sind bereits im Kindesalter von der Parodontitis betroffen, bei den Jugendlichen zeigt sich diese Erkrankung schon etwas häufiger, doch bei den meisten Patienten handelt es sich um Erwachsene. Im Normalfall ist von aggressiven Bakterien im Mund oder einem geschwächten Immunsystem auszugehen, aber auch genetische Faktoren können ursächlich für die Parodontitis sein.
Ist ein Patient jedoch einmal an der Parodontitis erkrankt, so wird er für den Rest seines Lebens zu Neuerkrankungen neigen. Zahnärzte raten deswegen dringend zu regelmäßigen Nachsorgeterminen und zu wiederholten Zahnreinigungen (PZR).